Notdürftig geflickte Netze, Abhängigkeit von Großkonzernen und wenig Essen für die Familie: Fischfang ist ein harter Lebenserwerb auf Sherbro Island. Für viele Väter, Mütter und Kinder ist er aber die einzige Einkommensquelle. Die abgeschiedene Insel im Süden von Sierra Leone liegt etwa 187 Meilen von der Hauptstadt Freetown entfernt. Mehr als die Hälfte der Haushalte müssen mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen, viele Familien leben in extremer Armut.
Schlechte Ausrüstung, geringer Fang
„Mit den schlechten Netzen fangen sie kaum Fisch“, berichtet Joseph Ayamga, Länderdirektor von SEND. Hinzu kommen fehlende Lagermöglichkeiten für den Fang. Der Fisch verdirbt schnell. Ein Verkauf auf weiter entfernten Märkten ist nicht möglich.
Teufelskreis der Abhängigkeit
Diese Notlage nutzen große Handelsunternehmen aus. Sie kaufen den Fisch zu Dumpingpreisen. Mit verheerenden Folgen: Die Fischer können ihre Lebensumstände nicht selbstbestimmt ändern. Im Gegenteil: Sie geraten in einen Teufelskreis der Abhängigkeit. Für den Kauf besserer Netze leihen sie Geld von den Unternehmen. Die Rückzahlung der Schulden verschlingt fast die gesamten Einnahmen.
Gesteigertes Familieneinkommen
Wir bringen den Familien Selbstbestimmung zurück. Wir schulen sie in Buchhaltung sowie Geschäfts- und Sparplänen. Neugegründete, lokale Finanzgruppen verleihen solidarisch Geld. Die Fischer können Netze und Motoren kaufen und zum Fischen weiter hinausfahren. Die Fangerträge steigen. Küstennahe Fischgründe werden geschont. Zudem bauen wir ein Kühlhaus in Yagoi. Hier können Fische gelagert werden. Eine Eis-Maschine sichert die Kühlkette für Fischer, die weiter hinausfahren. Die Kühlung ermöglicht zudem den Transport der Fänge nach Yagoi, zum größten Markt der Region. Dort erzielen die Fischer bessere Preise.
Hilfe für fast 130.000 Menschen
„Unmittelbar helfen wir 17.367 Frauen, Männern und Kindern“, unterstreicht Ayamga. Die indirekt Zielgruppe ist noch viel größer. Mehr als 128.500 Menschen werden auf Sherbro Island und am Festland erreicht.