Aim lebt mit seinen Eltern und zwei Geschwistern im Dorf Soulowe auf der Insel Sulawesi in Indonesien. Er besucht derzeit die 4. Klasse der Grundschule. In Zukunft möchte er Fußballspieler werden. Ein ganz normaler Wunsch für einen Neunjährigen, allerdings vor einem traumatischen Hintergrund.

Im September 2018 wurde Sulawesi von Erdbeben und anschließenden Erdrutschen sowie von den Beben ausgelösten Tsunamis schwer verwüstet. Insgesamt starben bei der Katastrophe 2.000 Menschen. 5.000 Personen wurden schwer verletzt und 80.000 verloren ihr Zuhause. Vor allem viele Kinder leiden bis heute noch unter den psychischen Folgen. Daher besteht auch zwei Jahre nach dieser Katastrophe noch ein großer Bedarf an Traumatherapie. Zusammen mit unserer lokalen Partnerorganisation Yayasan Menara Agung Pengharapan helfen wir Kindern bei der Traumabewältigung. So können diese ihre schlimmen Erfahrungen verarbeiten und wieder ein bisschen Normalität erleben. Dazu wurden 15 Kinderclubs gegründet, die sicheren Rückzugsorte bieten. Hier können 1.300 Kinder gemeinsam lachen, lernen, spielen und nach und nach die schlimmen Bilder im Kopf vergessen. Aim besucht einen der Kinderclubs. Begeistert berichtet er, dass bei den Treffen nicht nur ausgelassen gesungen, getanzt und Theater gespielt wird, die Betreuer_innen leisten auch Gesundheitsaufklärung. „Ich wusste nicht, warum ich mir die Hand mit Seife waschen soll. Ich habe gelernt, dass so Bakterien, Keime und sogar Coronaviren abtötet werden. Jetzt kenne ich auch den richtigen Zeitpunkt für das Händewaschen mit Seife,“ erklärt Aim stolz.

Die Treffen in den Clubs werden außerdem dafür genutzt, den Kindern das richtige Verhalten in Katastrophenfällen zu demonstrieren. So lernen die Kinder, sich selbst und auch ihre Familien im Falle von Erdbeben, Überschwemmungen und Erdrutschen zu schützen. „Nun weiß ich, dass ich nicht in Panik geraten sollte, wenn die Katastrophe kommt. Ich muss aufmerksam sein und wissen, wo ich bin. Glas oder Spiegel sollte ich meiden und mir einen Raum suchen, in dem ich meinen Kopf schützen kann,“ fasst Aim sein Wissen zusammen. Auch die Eltern des Jungen werden geschult. „Gemeinsam lernen wir, wie wir auf unserer Farm an den Klimawandel angepasste Feldfrüchte anbauen und mit selbst hergestelltem Dünger die Bodenqualität verbessern.“

Das Vertrauensverhältnis zwischen Kindern und Mitarbeiter_innen unseres Partners wird während unseres Gespräches eindrücklich deutlich. Wie viele andere Kinder verwendet Aim für die Betreuer die vertrauensvolle Bezeichnung „kakak-kakak“ (wörtlich übersetzt älterer Bruder oder Schwester).