Äthiopien gilt als eines der wirtschaftlich stärksten Länder in Afrika. Dennoch gehört das Land zu den 20 Ländern mit dem niedrigsten Human Development Index (HDI). Ein Drittel der Bevölkerung lebt von weniger als 1,25 Dollar pro Tag. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene sehen ihre einzige Chance, der Armut zu entkommen, in der illegalen Migration in westliche Länder oder in den Nahen Osten.
Keine Zukunft im eigenen Land
Armut, hohe Arbeitslosigkeit und fehlende berufliche Perspektiven – für viele Jugendliche und junge Erwachsene gibt es in Äthiopien keine Zukunftsperspektiven. Im Regionalstaat Amhara wird das Einkommen hauptsächlich durch Landwirtschaft und Handel erwirtschaftet. Dieser Lohn reicht für viele Familien nicht aus, um sich eine gute und sichere Existenz zu schaffen. Amhara weist die höchste Armuts- und Arbeitslosenquote auf. Die wirtschaftlichen Faktoren im Land, ein starkes Verantwortungsgefühl für die eigene Familie und eine äußerst positive Wahrnehmung des Lebens in den westlichen Ländern und im Nahen Osten sind die Gründe für die hohe illegale Migration unter der jungen Bevölkerung in Äthiopien. Den Migrant_innen fehlt es jedoch an marktorientierten Qualifikationen, die ihnen helfen würden, in Äthiopien oder in den Zielländern der Migration eine gute Beschäftigung zu finden.
Bildungschancen = Zukunftschancen
Gemeinsam mit unserer lokalen Partnerorganisation KELEM ergreifen wir in Amhara bevölkerungsbezogene Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen und der wirtschaftlichen Perspektiven im Bereich der beruflichen Bildung für die Zielgruppe der jungen Erwachsenen. Die Region ist der Hauptkorridor für Migration und Menschenhandel auf dem Weg in den Norden und daher als Projektstandort besonders geeignet. Unser Projekt zielt darauf ab, in der Projektregion marktorientierte Kurzausbildungen anzubieten. Den potenziellen Migrant_innen wird eine Alternative eröffnet, um Beschäftigungsmöglichkeiten in Äthiopien zu finden. Jährliche Erhebungen der Arbeitsmarktsituation ergeben, welche Arbeitsplätze derzeit im Land benötigt werden. Die Ausbildungskurse für die Jugendlichen werden entsprechend angepasst und ein vielfältiges Angebot sorgt dafür, dass sowohl die Nachfrage des Marktes als auch die Interessen der jungen Erwachsenen erfüllt werden.
Ein Ausbildungszentrum für viele Erfolgsgeschichten
Im Oktober 2022 wurde das Ausbildungszentrum fertiggestellt und feierlich eröffnet. Jedes Jahr werden über 3.000 junge Erwachsene durch Kurzzeitausbildungen in das Arbeitsleben integriert, was für sie und ihre Familien in Äthiopien eine Verbesserung der Lebensbedingungen bedeutet. Durch das Ausbildungszentrum und die Ausbildungen erhalten viele junge Menschen die Chance auf ein gutes Leben im eigenen Land und müssen sich nicht mehr auf gefährliche Migrationsrouten begeben, die für viele Menschen Leid, Trennung und unerfüllte Hoffnungen bedeuten.