„Enkuwan Dehna Metu! – willkommen“ – Hayat Mohammed empfängt uns unter dem Vordach ihres Hauses in Kombolcha. Die Mittdreißigerin wohnt gemeinsam mit ihrem Sohn, ihrer Mutter und weiteren Verwandten. Zu fünft teilt sich die Familie einen Schlafraum und einen Lagerraum.

Von außen sind die Wände aus Holzplanken mit Lehm verkleidet, der Boden vor dem Haus ist mit getrockneten Gras bedeckt. Innen sind die Wände mit Plastikplanen abgehängt. Auf dem PVC-Boden liegen einige Schlafmatten und Decken. Ansonsten ist der Raum recht spärlich eingerichtet. Es gibt zwei Plastikhocker, ein Metallgestell mit einem Kessel, einen kleinen Tisch einer traditionellen Kaffeekanne und einem Wäschekorb voller Tassen. An der Wand hängt ein glänzender Bilderrahmen. Die durch den Raum gespannten Stromkabel führen zu einigen Steckdosen und der einzigen Glühlampe, die den Raum schummrig beleuchtet.

Das Gespräch vor dem Haus findet in einer wuseligen Situation statt. Nachbarn und Kindern schauen neugierig vorbei. Hayat Mohammed berichtet uns von ihren Fluchterfahrungen. Vor 14 Jahren hat sie Äthiopien illegal verlassen. „Um Geld zu verdienen,“ wie sie sagt. 13 Jahre dauerte diese Odyssee. Ihr Weg führte nach Saudi-Arabien. „‘Delalas‘ (Schleuser_innen) besorgten mir ein Flugticket, ein Visum und einen Vertrag als Hausmädchen.“ Für eine junge Frau, die nach der neunten Klasse die Schule verlassen hatte, klang dies traumhaft. Dafür war sie auch bereit, ein kleines Vermögen zu investieren. „10.000 Äthiopische Birr verlangenden die Schleuser_innen, viel Geld vor 14 Jahren. Das Geld für die Reise hat mir meine Familie geliehen.“ Der Traum stellte sich aber schnell als Alptraum heraus. Die Situation am Arbeitsplatz war katastrophal. „Ich musste bis zu 24 Stunden täglich arbeiten. Das Essen war nicht gut und reichte selten aus.“ Schlaf war Luxus. Mohammed war die einzige Arbeitskraft im sehr großen Haus. „Putzen, kochen, waschen und Babysitting, das Pensum war zu viel für mich.“ Dazu kamen die Sprachbarriere und körperliche Gewalt. „Oft wurde ich angeschrien. Teils auch misshandelt.“ Auch die Bezahlung war nicht, wie versprochen. In den ersten drei Monaten erhielt sie gar keinen Lohn. „Warum? Das weiß ich nicht. Eventuell ging das Geld an die Schleuser_innen?“ Dann wurde ihr weniger gezahlt, als ursprünglich vereinbart. Nur einmal im Monat durfte sie Kontakt zur Familie in Äthiopien aufnehmen. „Dazu musste ich das Telefon meiner Arbeitgeber_innen nutzen. Ich selbst durfte kein Telefon besitzen.“