Für Menschen mit Behinderungen ist das Leben in Nepal sehr schwer. Sie erfahren gesellschaftliche Ausgrenzung und sind wegen nicht barrierefreier Infrastruktur an ihr Dorf gebunden und von ihrer Familie abhängig. Zu wenig Menschen mit Behinderungen erhalten die staatliche Unterstützung, die ihnen per Gesetz zusteht. Viele leiden daher enorm unter gesundheitlichen und ökonomischen Einschränkungungen. Unsere Inklusions- und Gesundheitsprojekte mit unserem lokalen Partner International Nepal Fellowshhip (INF) in West-Neapl fördern die Gleichberechtigung, den Zugang zu gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Teilhabe und die Verfügbarkeit von Gesundheitsdienstleistungen für die dort lebenden Menschen mit Behinderungen.
Soziale und wirtschaftliche Isolation mit gravierenden Folgen
Menschen mit schweren und schwersten Behinderungen haben in Nepal Anspruch auf eine Sozialversicherungsbeihilfe. Diese ist die wichtigste und meist die einzige Einkommensquelle für Menschen mit Behinderungen. Doch nur die wenigsten Betroffene haben das Wissen und die Möglichkeiten, die staatliche Unterstützung zu beantragen. Wegen der schlecht entwickelten Infrastruktur und der geringen öffentlichen Mittel gibt es keine medizinischen Dienste oder zugängliche Beratungsstellen für Menschen mit Behinderungen. Familienmitglieder mit Behinderungen werden durch die finanziellen und gesundheitlichen Schwierigkeiten als Belastung empfunden und beeinträchtigen die Ernährungssicherheit in der Familie. Zusätzlich zu den strukturellen Hürden für Menschen mit Behinderungen werden sie gesellschaftlich ausgeschlossen. Die religiöse Überzeugung und der Glaube an „Karmic justice“ verstärkt das Bild in der Gemeinschaft, dass die Betroffenen in ihrem vorherigen Leben gesündigt haben und ihre jetzige Einschränkung verdient haben. Sie werden diskriminiert und ihr Selbstwertgefühl leidet.
Rechte stärken und Inklusion fördern
In dem Distrikt Surkhet im Westen Nepals liegen die fünf Zielgemeinden des Projektes, in denen insgesamt über 5.000 Menschen mit Behinderungen leben und registriert sind. Über 80 Prozent von ihnen haben wegen fehlender Möglichkeiten und mangelndem Wissen keinen Behindertenausweis, den sie für die staatlichen Zuschüsse benötigen.
Unser Projekt mit der INF setzt an den verschiedenen Barrieren für eine bessere Lebensqualität der Menschen mit Behinderungen in Nepal an. Die Zielgruppe erhält dringend benötigte Ausrüstung wie Gehstöcke, Hörgeräte und Sprachtherapien sowie Unterstützung bei der Überweisung an medizinische Dienstleister_innen. Es werden auch mehr Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen angeboten, z. B. durch Tele-Counseling. INF arbeitet mit Regierungsbehörden und kleineren Unternehmen wie Restaurants, Geschäften, Büros und Fabriken zusammen, damit Arbeitgeber_innen und die Bevölkerung erkennen, dass Menschen mit Behinderungen sowohl sozial als auch wirtschaftlich eine aktive Rolle im Gemeinschaftsleben spielen können. Somit wird gleichzeitig die Bevölkerung sensibilisiert. Familien werden darin geschult, wie sie ihre Familienangehörigen mit Behinderungen unterstützen können und wie auch sie wieder stärker am Leben teilhaben können. Die Barrieren im Distrikt werden sowohl im sozialen Bereich als auch konkret in öffentlichen und privaten Einrichtungen abgebaut.
INF & Leprabekämpfung
Seit 70 Jahren ist unser lokaler Partner INF in der Leprahilfe in Nepal tätig. INF hat zur Aufklärung über die Krankheit in Nepal beigetragen und geholfen, die gesellschaftliche Stigmatisierung zu reduzieren und die Inklusion der an Lepra erkrankten Menschen zu fördern. Das Green Pastures Hospital ist ein weiterer Meilenstein, den INF zur Bekämpfung von Lepra in Nepal beigetragen hat: Es ist das führende Behandlungszentrum in West-Nepal und das einzige vollumfängliche Lepra-Rehabilitationszentrum in gesamt Nepal. Im Krankenhaus werden Ärtz_innen, Pfelegepersonla und Vertreter_innen von Patienteninteressen ausgebildet. In zwei weiteren Krankenhäusern, die von INF gegründet wurden, werden Lepraerkrankungen diagnostiziert, behandelt, Seelsorge betrieben und Aufklärungsarbeit geleistet.
Trotz der zunehmenden Aufklärung gibt es noch viele Vorurteile. Seit 2010 gilt Lepra in Nepal als besiegt. Dennoch werden über INF über 300 Fälle von Lepraerkrankten aufgedeckt und registriert. Auch Wissen zur richtigen Behandlung von Erkrankungen fehlt, was für die Genesung bzw. Eindämmung der Krankheit von enormer Relevanz ist.
Unsere Vision für "Zero Leprosy" in Nepal
Das Ziel unserer Zusammenarbeit mit INF ist die Senkung der Lepra-Prävelenz auf unter 1 pro 10.000 Einwohner_innen in der Provinz Lumbini, wo Lepra in vielen Orten heute noch endemisch ist. Zudem sollen die Zahlen der Behinderungen aufgrund von Lepra-Erkrankungen gesenkt werden und die Verbesserung der Lebensqualität von Erkrankten erreicht werden.